Land der tausend Hügel. Nein, nicht Ruanda ist damit gemeint, sondern der Kraichgau, eine Hügellandschaft im Nordwesten von Baden-Württemberg.
Hier sollte mein diesjähriger A-Wettkampf stattfinden, der Ironman 70.3 Kraichgau.
Wettkämpfe unter dem Ironman Label sind zwar nicht preisgünstig, aber topp organisiert, sowohl was Organisation, Wechselzonen, Helfer, Verpflegung, … angeht. Nach der positiven Erfahrung letztes Jahr in Frankfurt sollte es dieses Jahr also wieder ein Ironman Triathlon werden, allerdings “nur” über die Halbdistanz.
Am Samstag vor dem Wettkampf waren Registrierung, Wettkampfbesprechung und Checkin angesagt. Registrierung und Wettkampfbesprechung fanden im Event- und Zielbereich in Bad Schönborn statt, zum Checkin ging es dann an den Hardtsee bei Ubstadt-Weiher.
Dort dann das Übliche, Fahrrad am Fahrradständer einhängen, Helm ablegen und Wechselbeutel an dem Wechselbeutelständer deponieren, dazu noch die Laufwege vom See zum Wechselzelt, zum Rad und weiter auf die Radstrecke einprägen. So langsam stellt sich auch bei mir eine gewisse Erfahrung ein.
Abschließend noch ein letzter Blick auf den schön gelegenen Badesee, in dem sich noch die letzten Badegäste tummelten, während nebenan der Triathlon-Nachwuchs, die Ironkids zu ihrem Wettkampf starteten.
Sonntag 6:30, Abfahrt nach Kraichgau, bzw. an den Hardtsee bei Ubstadt-Weiher. Zusammen mit Kim, Andreas und Martin machten wir uns auf die 140km Anreise. Dort angekommen präsentierte sich der See noch in seiner morgentlichen Ruhe, die Bojen der Schwimmstrecke waren jedoch schon platziert und man konnte sich diese bereits zur Orientierung einprägen.
Nochmal das Bike checken, den Garmin und die Verpflegungsflasche montieren, Luftdruck prüfen, alles bereit für den Wettkampf. Dann die gepackten Beutel für die Wechselzonen an die Ständer hängen, Triathlon-Anzug, Brustgurt und Neoprenanzug anziehen, Triathlon-Uhr, Badekappe und Schwimmbrille im Anzug verstauen, alles Andere in den After-Race Beutel für den Zielbereich packen und abgeben. Der Aufwand für einen Wettkampf ist doch nicht unerheblich und man kann vieles vergessen.
Dann ging’s zusammen mit den anderen Startern an den See in die nach geplanter Schwimmzeit sortierten Startboxen. In der Menge der Athleten, fast alle mit schwarzem Neoprenanzug und rosa oder grüner Badekappe bekleidet verliert man sehr schnell den Überblick, aber ich konnte noch Ralf entdecken und wir reihten uns gemeinsam ein und warteten auf den Start.
Durch den Rolling-Start der Age-Group Athleten fehlt zwar ein wenig das Gänsehaut-Feeling des Massenstarts, dafür schwimmt es sich deutlich gefahrloser und entspannter. Nach 1956m (etwas Umweg schwimmt man wohl immer beim Freiwasserschwimmen) in 0:32:46 ging es wieder an Land und Richtung erste Wechselzone. Den Neoprenanzug bis auf die Hüften runter ziehen, zum Ständer mit den Wechselbeuteln laufen, gut wenn man sich vorher die genaue Position einprägt, dann ins Zelt. Raus mit dem Neopren, rein in Socken und Radschuhe, alles was man nicht mehr benötigt in den Wechselbeutel und auf dem Weg zum Rad in die Dropbox abgelegt. Beim Rad dann Garmin einschalten, Helm auf, Startnummernband überstreifen, Rad vom Ständer und zur Radstrecke laufen.
Geplant hatte ich – basierend auf den Werten des FTP-Tests – 190W im Schnitt zu treten, also an den Anstiegen Leistung raus nehmen, dafür aber auch auf den Bergab-Passagen weiter Druck auszuüben. Bis ca. km 30 lief das auch wunderbar, doch dann fing der untere Rücken an zu zwicken und ich musste etwas rausnehmen.
Noch 60km über die Hügel, das wird anstrengend. Der untere Rücken bereitet mir immer wieder Beschwerden, ich habe die Ursache dafür noch nicht wirklich gefunden, daran muss sich dringend etwas ändern.
An einem leichten Anstieg erspähte ich in ein paar hundert Meter Abstand meine Vereins Kollegin Kim, die kurzfritig aufrecht fuhr und sich den Rücken dehnte. Ob sie wohl auch Rückenprobleme hat? Ja, hatte sie, wie sie mir nach dem Rennen verriet. Langsam konnte ich zu Ihr aufschließen und überholen. Beim Überholen ein kurzer Gruß und ein paar motivierende Worte, dann wurde die Konzentration wieder auf mich selbst und mein Rennen gerichtet.
Vor Metzingen kamen mit dann Motorräder und im Anschluß die Führenden der Männerwertung entgegen. Frodeno, Kastelein, Böcherer, Lange, …, alle schön aufgereiht und ganz schön schnell unterwegs.
Die Radstrecke war landschaftlich sehr schön, führte viel durch Wiesen und Wälder und “Land der tausend Hügel” war keine Untertreibung, die Strecke hatte einige Höhenmeter und den einen oder anderen heftigen Anstieg zu bieten. “km 34, da kommt nach der Abfahrt direkt ein Anstieg, da musst Du unbedingt vorher runter schalten” hatte ich mir vom Vorabgespräch mit den Mitstartern des Vereins gemerkt und so war es dann auch. In einer Ortschaft kam direkt nach der Abfahrt ein leichter Rechtsknick, der in einen ziemlich giftigen Anstieg mündete, der vorher nicht zu sehen war. Wer hier noch im großen Gang unterwegs war und nicht rechtzeitig herunterschalten konnte, bekam mit Sicherheit Probleme. Durch das viele Auf und Ab und die doch rechtzahlreichen Richtungswechsel in den Ortschaften empfand ich die Strecke als unrhytmisch und es fiel schwer, eine gleichmäßige Belastung der Muskulatur zu finden und zu halten.
Nach 2:54 h hatte ich die Radstrecke dann hinter mich gebracht, es ging in die Wechselzone, in der viele fleißige Helfer die Räder entgegen nahmen und an die Fahrradracks hängten. Man konnte direkt zu seinem Wechselbeutel laufen, die Rad- gegen die Laufschuhe, den Helm gegen eine Laufmütze tauschen und sich mit Sonnenbrille und Gelpäckchen für den noch anstehenden Halbmarathon wappnen.
Bevor es auf die Laufstrecke ging, musste noch ein ungeplanter Stopp auf einem der Dixies eingelegt werden. Magen-/Darmprobleme hatte ich schon auf der zweiten Hälfte der Radstrecke verspürt, vermutlich habe ich einen Fehler bei der Verpflegung gemacht und die für 3h vorgesehene Verpflegungsmenge zu schnell getrunken. Die Rückenschmerzen waren zum Glück verflogen und so konnte es nach dem kurzen Stopp auf die drei Runden der Laufstrecke gehen. Vorgenommen hatte ich mir, mit einer Pace von ca. 5 min/km zu laufen und an dieser Geschwindigkeit orientierte ich mich dann auch. Die Strecke führte zuerst durch Bad Mingolsheim, dann am Sportzentrum vorbei nach Bad Langenbrücken in den Kurpark. Die 50m hinunter zum Kurpark empfand ich als unangenehm, generell laufe ich nicht gerne bergab. An einer Straßenabsperrung stand ein rotes Motorrad, FZS600 und da die BMW und da standen sie auch und feuerten mich an … Carmen und Axel vom Motorrad Stammtisch verbanden ihre Sonntagstour mit einem Abstecher ins Kraichgau um mich anzufeuern. Danke dafür!
Hinter dem Kurpark dann kam die Kontrollstelle, an der bei jeder Runde ein farbiges Bändchen gereicht wurde, bevor es dann ins “Energy Lab des Kraichgaus” ging. Die Strecke führte auf freies Feld, die Sonne konnte ungefiltert auf die Teilnehmer einstrahlen. Ca. 30° dürften es im Schatten gewesen sein, Kühlen mit Wasserbechern und Schwämmen stand an den Verpflegungsstellen ganz oben auf der Liste. Dann, mitten im Niemandsland des Energy Labs 😀 standen sie, gekleidet in die Laufshirts des Vereins, Joe und Tom. Beide konnten verletzungsbedingt leider nicht starten, ließen es sich jedoch nicht nehmen, zum Wettkampfort zu fahren und uns anzufeuern. Danke dafür, es hat ungemein motiviert und bestimmt dafür gesorgt, die geplante Pace dann auch zu halten. 4:58 min/km sind es am Ende dann geworden – bei der Vorbelastung, der welligen Lauftrecke und den herrschenden Temperaturen bin ich damit durchaus zufrieden. Das Schöne an der Laufstrecke ist, dass man sich teilweise entgegen läuft und somit viele der Mitstarter – insgesamt waren wir zu zwölt am Start – sieht und sich aufmunternd zuwinken kann.
Nach 1:43 h auf der Laufstrecke (Gesamt 5:20 h) war es dann auch geschafft, das Ziel war erreicht, die Vereins-Kollegen warteten teilweise schon – allen voran Andreas, der mit einer Zeit von 4:59 h unter der 5h Grenze blieb – man bekam seine Finisher Medaille, konnte sich und im Schatten erholen und mit kühlen Getränken erfrischen.
Nach und nach trafen nun die weiteren Mitstarter im Zielbereich ein und es wurde gegenseitig gratuliert und über den mehr oder weniger postiven Verlauf des Rennens berichtet.
Noch ein Selfie und ein Gruppenfoto zum Abschluß, dann wurden die Wechselbeutel mit seinen Habseligkeiten wieder eingesammelt und es ging zur Siegerehrung der Profis.
Auf dem Weg nach Hause stellt sich dann die Müdigkeit ein, so ein Wettkampf ist immer wieder eine anstrengende Aktion
Nach dem Wettkampf stapelt sich dann regelmäßig zu Hause das Equiment und muss wieder aufgeräumt und für das nächste Training oder den nächsten Wettkampf vorbereitet werden.
Hier noch der link zu den auf Garmin erfassten Wettkampfdaten: https://connect.garmin.com/modern/activity/2748873367